Aus persönlichen Erfahrungen und dem Feedback unserer Umgebung bilden wir mit der Zeit feste Vorstellungen über uns selbst. Die so entstandenen Glaubenssätze sind persönliche Definitionen und beginnen mit Satzteilen wie „ich bin …“/ „ich bin nicht …“ oder auch „ich kann …“ / „ich kann nicht …“ usw.
Hilfreiche Glaubenssätze sind z. B.
- “ich bin ein Sonntags-Kind”
- “ich bin vom Glück geküsst”
- “ich bin ganz gut geraten”
- “ich bin sehr wichtig”
- “ich bin stark”
- „ich bin schön“
- „ich werde geliebt“
- usw.
Diese sind meist förderlich und können unverändert bestehen bleiben.
Ungünstige Glaubenssätze dagegen produzieren Stress, Blockaden und Unzufriedenheit und deswegen hilft es, wenn sie abgelegt werden. Beispiele für ungünstige Glaubenssätze sind z. B.
- “ich bin zu doof”
- “ich bin falsch”
- “ich bin wertlos”
- “ich kann nichts”
- “ich bin zu faul”
- “ich habe das nicht verdient”
- usw.
Aber auch allgemeingültige Sprichwörter, Plattitüden und Phrasen, wie “mit nassen Haaren darf man nicht rausgehen, sonst wird man krank”, “der Klügere gibt nach”, “immer passiert mir so etwas!”, “Frauen können nicht Autofahren” usw. sind Glaubenssätze, richten sich aber nicht unbedingt direkt destruktiv gegen das eigene ICH. Daher müssen diese eher als “Irrglaube” bezeichnet werden.
Glaubenssätze bilden das innere Identitätsgefühl und stellen die Matrize dar, die Ihr Verhalten prägt
Die Glaubenssätze, die Sie im Verlaufe Ihres Lebens angehäuft haben, bestimmen, wie Sie in der Welt und mit anderen interagieren. Wenn Sie viele negative Glaubenssätze in sich tragen, ist auch das daraus resultierende Auftreten und das Interagieren meist schwierig. Beispielsweise werden Sie stets mit Unordnung zu kämpfen haben, wenn Sie fest davon überzeugt sind, “ein Chaot zu sein”, “es nicht hinzukriegen” oder “einfach unfähig zu sein”.
Verhalten, welches einem ungünstigen inneren Glaubenssatz folgt, ist sehr stabil und bestätigt sich in einer selbst erfüllenden Prophezeiung oft immer wieder von selbst.
Einst entstanden Ihre negativen Glaubenssätze durch ungünstige oder unangenehme Erfahrungen
Die Entstehung von Glaubenssätzen ist verschieden. Manchmal haben Sie dabei eine negative Erfahrung gemacht und daraus allein eine Gesetzmäßigkeit – und damit Ihren Glaubenssatz – abgeleitet. So wurden Sie vielleicht zum „schlechten Schwimmer“, wenn Sie damals das dritte Mal beim Schwimmen lernen heftig Wasser verschluckt haben und ab das Gefühl hatten, es „wohl nie zu lernen“.
Oder aber andere haben Ihnen zum ungünstigen Glaubenssatz verholfen: Prägende Interaktionserfahrungen mit Eltern, der Familie, Lehrern und Peergroups, denen Sie während Ihrer Entwicklung ausgesetzt waren, waren dabei häufig Geburtshelfer für negative Glaubenssätze. Wenn z. B. Ihre Eltern oft genug wiederholten, dass “Sie zu nichts zu gebrauchen wären”, bedeutete dies einen permanenten Stress mit der Bedrohung Ihrer Existenz. Dieses Stressgefälle zwischen der eigenen Ansicht „doch ganz gut zu sein“ und der bedrohlichen Ansicht der Eltern („falsch zu sein“), wurde durch einen Kompromiss gelöst: Durch Unterwerfung wurde der Ansicht der anderen zugestimmt und der bedrohliche Konflikt aus der Welt geschafft. Der Preis dafür war jedoch die Zustimmung zur Meinung der anderen und damit die Introjektion des Glaubenssatzes „eben falsch zu sein“.
Auch traumatisch beschämende Momente, z. B. durch den Mathelehrer an der Tafel, wurden häufig durch derartige Glaubenssatz-Introjektionen gelöst, um der Situation möglichst schnell zu entkommen. Am Ende sind daraus viele Menschen mit dem Glaubenssatz „ich kann eben kein Mathe“ entstanden.
Solche Prägesituationen mit ungünstigen Glaubenssatz-Geburten führen im weiteren Verlauf häufig zu überkompensierendem Verhalten, wie Perfektionismus, oder auch Vermeidungsverhalten, wie Prokrastinieren. Auch das Hochstapler-Syndrom ist eine Folge innerer Glaubensmuster, die suggerieren, „in Wahrheit gar nicht so gut zu sein“.
Glaubenssätze sind allerdings nur Glauben-Sätze! Da sie durch Prägungen entstanden sind, lassen sie sich aufspüren und schließlich auch verändern. Wie das geht, habe ich z. B. in meinem Buch „Sie müssen kein Perfektionist sein“ beschrieben.
Ich wünsche Ihnen dabei fröhliches Auflösen und Verändern!
©Nicole Teschner 2022